Hütchenspieler und Enver Hoxha – das sind die zwei Dinge, die ich mit Albanien, Albanern und dem Kosovo verband, bevor der Kosovo-Konflikt begann. Sogar der Bosnienkrieg hatte daran nichts geändert. Auf der Karte Jugoslawiens war Kosovo ein blinder Fleck. Jetzt wohnt dort mein halbes Herz, jeder Städtename ruft eine Erinnerung hervor und so viele Menschen bedeuten mir etwas.

Das Leben macht aus Namen auf der Landkarte Gefühle, sobald man seinen Fuß irgendwo hinsetzt. Ich habe 1999 einen Monat in Tirana in Albanien und zwei Monate in Gjakova im Kosovo verbracht. 2001 war ich für sechs Monate in Ferizaj und Kacanik und schließlich von April 2002 bis November 2008 in Prishtina.

Die Geschichte von Taras Galani

Diese Jahre haben mein Leben für immer verändert. Mein Roman „Kosovo, meine Liebe!“ entstand nach meiner Rückkehr aus dem Kosovo. Doch die Idee zu ihm wurde im Kosovo geboren. Mein Freund Naim Bardiqi hat mich zu ihm inspiriert.

Eigentlich ist es sogar mehr als das. Taras Galani, der Held des Buchs, erlebt eine Geschichte, die der von Naim ähnelt.

Taras Galani ist ein junger Mann, Mitte 20, der Anfang der Neunzigerjahre vor den Balkan-Kriegen nach Deutschland geflüchtet ist. Er findet im Ahrtal in Rheinland-Pfalz ein neues Zuhause.

1998 lässt er dieses hinter sich, um Kosovo von den verhassten Serben zu befreien. An dieser Stelle beginnt der Roman.

Taras ist Patriot und leidenschaftlicher Mediziner

Taras ist Patriot. Er ist aber auch leidenschaftlicher Mediziner:. Er war Krankenpfleger im Krankenhaus in Bad Neuenahr und Medizinstudent an der Uni Gießen. Wie soll das zusammen passen: Krieg führen und Leben retten?

Taras wächst an seiner Aufgabe. Er wächst sogar über sich hinaus und wird einer der wenigen Kriegsärzte, die die UÇK hatte. Er zieht mit den Soldaten von Gefecht zu Gefecht, und hilft auch Zivilisten. Die Dörfer waren häufig voller Flüchtlinge. Wo die serbische Armee hinkam, flohen die Menschen und suchten Schutz andernorts bei Nachbarn und Verwandten .

Adem Jashari baute eine Guerillaarmee auf

Kosovo ist schon seit Jahren in Aufruhr. Untergrundkämpfer der UÇK attackierten die serbische Polizei. Ihr Anführer Adem Jashari schaffte es, immer mehr Männer für die eine Guerillaarmee zu gewinnen. Doch die serbische Armee tötete ihn im März 1998.

Drei Tage lang beschoss sie das Anwesen der Jashari-Familie, bis Adem Jashari tot war, genauso wie seine Brüder, die Ehefrauen, Kinder und Nachbarn, die sich im Haus befunden hatten. Mehr als fünfzig Menschen starben im Kugelhagel. Noch heute ist das Haus der Jasharis in dem Zustand zu besichtigen, in den die Mörsergeschütze es 1998 versetzten: in klaffende Löcher zusammengehalten von Wänden.

Gemeinsam mit seinem Jugendfreund zieht Taras in den Krieg

Das Massaker ist für Taras ein Schock. Er hatte an Jashari geglaubt, hatte alle Hoffnung in ihn gesetzt. Er entschließt sich, nun selbst für die UÇK zu kämpfen. Seinen besten Freund muss er nicht überreden mitzukommen. Die beiden sind seit Jugendtagen unzertrennlich. Sie fahren los und erleben ein Jahr, das vor allem für Taras anders verlaufen wird, als er es sich vorgestellt hat.